Diese Funktion wurde im Rahmen der neuen Ärzteabrechnung für OÖ entwickelt und steht ab der Version V.2016 zur Verfügung. Die ursprüngliche Entwicklung wurde für das Universitätsklinikum Linz / Standort KUK geplant, weiters wurde es dann noch in abgewandelter Form an den Standorten Linz und Ried der Vinzenzgruppe in Betrieb genommen.
Vertragliche Rahmenbedingungen
Im Zuge der Einführung der "Elektronischen Zeiterfassung" wurde zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbart, dass eine Umkleidezeit mit dem Grundgehalt abgegolten wird.
Der Arbeitnehmer betritt das Unternehmen in seiner Privatkleidung, meldet sich an der Stempeluhr an und muss sich erst im Haus seine Arbeitskleidung anziehen (="Umkleidezeit"). Für die Wegzeit von der Stempeluhr in den Personalraum zur Umkleide ist daher pro Abteilung eine festzulegende Zeitspanne pro Tag von der gestempelten Arbeitszeit abzuziehen.
Dieser Abzug erfolgt allerdings nur dann, wenn die geplante Arbeitszeit überschritten wird. Bei einem geplanten Dienst von 8.00 Stunden müssen also mehr als 8.00 Stunden Arbeitszeit gestempelt sein, damit die Umkleidezeit entsprechend wieder abgezogen werden kann. Folglich müssen bei einem 24.00-Stunden-Nachtdienst auch mehr als 24.00 Stunden Arbeitszeit gestempelt sein.
Kann die Umkleidezeit nicht zur Gänze abgezogen werden (z. B.: gestempelte Zeit 8.06 Stunden bei einem geplanten 8.00 Stunden Dienst), so werden auch nur die Umkleidezeiten bis zur geplanten Arbeitszeit berücksichtigt (hier: 0.06).
Anmerkung: diese beschriebene Regelung gilt für das KUK, in der Vinzenzgruppe stempeln die Mitarbeiter wenn sie kommen NACH dem Umziehen bzw. wenn sie gehen VOR dem Umziehen, die Umkleidezeit wird somit für das AZG dazugezählt. Die geplante Arbeitszeit muss in diesem Fall auch nicht überschritten werden.
Technische Umsetzung
Es erfolgt ein Eintrag von virtuellen Stempelungen unter einem speziellen Planungscode. Diese "virtuellen Stempelungen" sind nur im Mitarbeiter-Berechnungsdialog ersichtlich. Die Stempelung erfolgt mit einem speziellen Planungscode und können daher unter dem eigenen Zeitkonto "Umkleidezeiten" ausgewertet werden. Da diese Umkleidezeiten für die AZG-Prüfungen relevant sind, muss ein eigenes Abrechnungsschema für diesen Planungscode hinterlegt werden, das nur Auswirkung auf die AZG-Prüfungen hat, nicht jedoch auf die anrechenbare Arbeitszeit und die möglicherweise daraus resultierenden Zulagen.
Im Berechnungsdialog stellt sich das wie folgt dar (hier: 6 Minuten Umkleidezeit):
Die Umkleidezeiten werden beim ersten und letzten relevanten Kommt-Geht-Block eingetragen, wobei folgende Kommt-Geht-Blöcke ignoriert werden (siehe Kapitel Einstellungen):
- spezielle Abrechnungsschemen, wie z.B.: "Kommt-zu-früh", "Geht-zu-spät", "Rufbereitschaften"
- spezielle Planungscodes, wie z.B.: "Besprechungen", "Telefonzeiten", Überstundenanrechungen während "Geht-zu-spät"
Spezielle Hinweise:
Grundsätzlich bleiben ALLE Stempelungen mit einem Planungscode UNBERÜCKSICHTIGT!!
ALEX definiert als Kommt-Geht-Block jeden Eintrag, bei dem sich das Abrechnungsschema ändert, und nicht die tatsächlich gestempelten Kommt-Geht-Blöcke. Beispiel anhand eines 8-Stunden-Dienstes, üblicherweise von 07:00 bis 15:00 Uhr mit bezahlter Pause:
Gestempelter Kommt-Geht-Block:
- 07:00 - 18:00 Uhr
ALEX Interpretation, wenn es sogenannte Gleitzeiten - sog. 'KANN-Arbeitszeiten' gibt:
- 07:00 - 15:00 Uhr Tagesarbeitszeit
- 15:00 - 18:00 Uhr Kann-Arbeitszeit
Darstellung mit 6 Minuten Umkleidezeit:
- 07:00 - 07:06 Uhr Umkleidezeit
- 07:06 - 15:00 Uhr Tagesarbeitszeit
- 15:00 - 17:54 Uhr Kann-Arbeitszeit
- 17:54 - 18:00 Uhr Umkleidezeit
Darstellung mit 6 Minuten Umkleidezeit, wenn nach 17:00 Uhr keine erlaubte Arbeitszeit mehr ist (="Geht zu spät"):
- 07:00 - 07:06 Uhr Umkleidezeit
- 07:06 - 15:00 Uhr Tagesarbeitszeit
- 15:00 - 17:54 Uhr Kann-Arbeitszeit
- 16:54 - 17:00 Uhr Umkleidezeit
- 17:00 - 18:00 Uhr Geht zu spät - keine Anrechnung
Anmerkung: obige Beispiele gelten für das KUK, in der Vinzenzgruppe wird die Umkleidezeit ja VOR gestempeltem Dienstbeginn und NACH gestempeltem Dienstende dazugeneriert.
Sonderfälle
Es ergeben sich aus dem Tagesbetrieb natürlich einige Sonderfälle:
Rufbereitschaften, Telefonunterstützung
Falls es bei Rufbereitschaften telefonische Unterstützung gibt - der Mitarbeiter muss also nicht ins Unternehmen kommen - fällt auch keine Umkleidezeit an. Diese Einsätze müssen mit eigenen Planungscodes markiert werden, da ja sämtliche mit Planungscode versehenen Stempelungen nicht für diese Berechnung berücksichtigt werden.
ALEX-Einstellungen
- neue Gruppe in Systemeinstellungen: "Umkleidezeit"
- "Planungscode für Umkleidezeit (autom. Stempelung)"
- "Umkleidezeit [Minuten]"
- "Umkleidezeit zusätzlich [ja/nein]" : wenn auf ja, dann wird die Umkleidezeit zusätzlich zur Stempelung gerechnet (Stempelung 7-15 -> 6:50-7 UKZ, 7-15 TD, 15-15:10 UKZ)
- "Schema ignorieren für Umkleidezeit": hier können die zu ignorierenden Schemen für die geltende Arbeitszeit eingestellt werden
- Systemeinstellungen -> Kommt/Geht Nachverarbeitung
- Parameter "Kommt/Geht Nachverarbeitung v2" auf JA setzen (wenn nicht vorher schon mit AutoMarkModel gearbeitet wurde)
- Planungscode
- Für Umkleidezeit verwenden
Im Config-File zu installieren: Bfx.Alex.AttendanceRecorder.AutoMark.Model.dll
Umkleidezeit ohne Stempeln
Ab der Version 2019.18 kann die Umkleidezeit auch ohne Stempelungen automatisch berechnet werden.
Die Einstellungen im Alex sind grundsätzlich ident (siehe oben). Zusätzlich müssen unter den Systemeinstellungen unter "Kommt/Geht Nachverarbeitung" folgende Parameter aktiviert werden: